Erfassung der Lehrkompetenz mit dem Fragebogen LeKo

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Aus der Reihe

Schriften zur Hochschuldidaktik. Beiträge und Empfehlungen des Fortbildungszentrums Hochschullehre der Friedrich-­Alexander Universität Erlangen-­Nürnberg.

Felicitas Thiel, Irmela Blüthmann & Rainer Watermann, Freie Universität Berlin

Quelle

Thiel, F., Blüthmann, I., & Watermann, R. (2012). Konstruktion eines Fragebogens zur Erfassung der Lehrkompetenz. In B. Berendt, H.-P. Voss & J. Wildt (Eds.), Neues Handbuch Hochschullehre (Vol. Loseblattsammlung. 55. Ergänzungslieferung, Beitrag I 1.13, 27 S.). Stuttgart: Raabe Verlag.

Problembeschreibung / Zieldefinition

Damit Lehrende die Qualität ihrer Lehre optimieren können und gezielt an den Aspekten ihrer Lehrkompetenz arbeiten können, die besonderen Weiterbildungs- und Entwicklungsbedarf haben, ist es wichtig, geeignete Instrumente zur Erfassung der Lehrkompetenz zu haben. An der Freien Universität Berlin wurde daher ein Fragebogen entwickelt, mit dem verschiedene Aspekte der Lehrkompetenz von den Studierenden eingeschätzt werden können.

Herangehensweise / Lösungsansatz

Um einen Fragebogen zu entwickeln, der über alle Fächer hinweg einsetzbar ist, wurde die fachliche Kompetenz außen vor gelassen und es wurde auf die didaktischen Kompetenzen fokussiert, also darauf wie der Dozierende seine Lehre gestaltet und nicht darauf, ob der Lehrende Experte in seinem Fach ist. Bei der Konstruktion des Fragebogens dienten Theorien und Forschungsergebnisse der Unterrichtsforschung als Grundlage.
In der Unterrichtsforschung zeigte sich, dass guter Unterricht dadurch gekennzeichnet ist, dass der Lernstoff klar und strukturiert dargestellt wird, dass die Schülerinnen und Schüler aktiv in den Unterricht eingebunden werden und dass die Unterrichtszeit effektiv genutzt wird und Störungen vermieden werden.
Diese Dimensionen finden sich in dem entwickelten Fragebogen unter den Bezeichnungen „Vermittlung von Wissen und Unterstützung von Verstehen“, „Motivieren und lerndienliche Atmosphäre herstellen“ und „Steuerung des Lernprozesses in der Gruppe“ wieder. Zu jeder dieser Dimensionen wurden zahlreiche Frage­bogenitems entwickelt, die sich auf unterschiedliche Teilaspekte der Dimensionen beziehen.
Der Fragebogen soll an Hochschulen in Seminaren und Vorlesungen eingesetzt werden können. Wenn Lehrende also gezielt an ihrer Lehrkompetenz arbeiten möchten, können sie mit Hilfe des Fragebogens herausfinden, welche Aspekte ihrer Lehrkompetenz besonderen Optimierungsbedarf haben und welche Aspekte ihrer Lehrkompetenz weniger oder keinen Entwicklungsbedarf haben.

Um die Teilaspekte der Dimensionen noch genauer zu beschreiben, hier einige Beispiele aus dem Fragebogen: Ein Beispiel zum Aspekt „Klar und strukturiert darstellen“ ist die Aussage „Der/die Lehrende hat die gesamte Lehrveranstaltung gut strukturiert und nachvollziehbar gegliedert“. Der Aspekt „Gute Lernatmosphäre herstellen“ wird beispielsweise mit Aussagen wie „Der/die Lehrende geht auf die Interessen der Studierenden ein“ erfasst, der Aspekt „Zeit nutzen“ mit Aussagen wie „Der/die Lehrende kommt mit dem geplanten Stoff häufig nicht durch.“.
Der Fragebogen LeKo kann zum einen von den Studierenden für den Lehrenden ausgefüllt werden und der Lehrende kann die Rückmeldungen der Studierenden nutzen, um die Aspekte seiner Lehrkompetenz herauszufinden, die aus dem Blickwinkel der Studierenden Optimierungsbedarf haben.
Zum anderen kann der Fragebogen LeKo auch vom Lehrenden selbst ausgefüllt werden und als Leitfaden für die Reflexion der eigenen Lehrkompetenz genutzt werden. So können die Lehrenden anhand der einzelnen Fragebogenitems reflektieren, ob sie beispielsweise ihre Lehrveranstaltungen gut strukturiert haben oder ob sie mit dem geplanten Stoff häufig nicht durchkommen.

Aufwand

Der Einsatz des Fragebogens in einer Lehrveranstaltung erfordert etwa 20 bis 30 Minuten Zeit. Die Dauer der Dateneingabe variiert in Abhängigkeit von der Gruppengröße, pro Fragebogen sind etwa 1 bis 2 Minuten einzuplanen. Um die dazugehörigen deskriptiven Statistiken ausgeben zu lassen und die Ergebnisse zu reflektieren ist ca. eine Stunde Zeitaufwand einzuplanen.
Wird der Fragebogen für die persönliche Reflexion genutzt, sollte etwa eine Stunde eingeplant werden, um anhand von Selbsteinschätzungen zu reflektieren, welche Aspekte der Lehrkompetenz noch optimiert werden könnten.

Art der Evaluation, Erfolgsfaktoren und Resultate

Der entwickelte Fragebogen wurde in 52 Seminaren und Vorlesungen mit 1132 teilnehmenden Studierenden verschiedener Fachrichtungen (Rechtwissenschaft, Geschichts- und Kulturwissenschaften, Erziehungswissenschaft und Psychologie) als Evaluationsinstrument erprobt. Zur Validierung des Fragebogens wurden der selbsteingeschätzte Wissenszuwachs und die Zufriedenheit mit der Lehrveranstaltung herangezogen.
Bei der Erprobung des Fragebogens zeigte sich, dass es möglich ist, einen Fragebogen für den Einsatz sowohl in Seminaren als auch in Vorlesungen zu konzipieren.
Dabei wurde allerdings auch deutlich, dass dies Einschränkungen nach sich zieht, da nur die Anforderungen an die Lehrkompetenz erfasst werden können, die in beiden Veranstaltungsformen wichtig sind.
Bei einigen Aussagen des Fragebogens besteht Überarbeitungsbedarf, an der Validierung des Fragebogens wurde und wird jedoch weiter gearbeitet, eine Publikation des überarbeiteten Fragebogens steht noch aus. Sobald dieser veröffentlicht wird, wird in diesem Blog eine neue Kurzinformation dazu erscheinen.

Empfehlungen

Ein wiederholter Einsatz des Fragebogens in den eigenen Veranstaltungen entspricht „good practice“ in der Hochschullehre. Besonders für Einsteiger in die universitäre Lehre ist der Fragebogen ein sinnvolles Instrument, um den eigenen Weiterbildungs- und Entwicklungsbedarf zu erfassen und gezielt die Aspekte der eigenen Lehrkompetenz weiterzuentwickeln, die aus der Sicht der Studierenden oder aus dem eigenen Blickwinkel heraus optimierbar sind.

Verallgemeinerbarkeit

Der Fragebogen ist fächerübergreifend in allen akademischen Veranstaltungs­typen einsetzbar.