Förderung der Studierfähigkeit durch Coaching von und für Studierende

Kurzinfos_FBZHL_3-2013-ZFHE-2009-3-37

Aus der Reihe

Schriften zur Hochschuldidaktik. Beiträge und Empfehlungen des Fortbildungszentrums Hochschullehre der Friedrich-­Alexander Universität Erlangen-­Nürnberg.

Katharina Ebner, Technische Universität Braunschweig

Fächerübergreifend

Quelle

Zeitschrift für Hochschulentwicklung (FZHE), Jg. 4 / Nr. 3 (Juni 2009), S. 37–52
http://www.zfhe.at/index.php/zfhe/article/view/47

Problembeschreibung / Zieldefinition

Dass Studierende oft unzureichende Studierfähigkeiten und Selbstmanagementkompetenzen aufweisen, wie z. B. Lernschwierigkeiten, Probleme mit dem Zeitmanagement oder der Stressbewältigung, ist ein inzwischen bekanntes Phänomen.
Hilfreich zur Lösung dieses Problems könnte ein „Good-Practice“-Ansatz der Universität der Bundeswehr München sein. Hier wurde ein standardisiertes Coaching-Programm mit und für Studierende entwickelt, das auch für die Fakultäten der FAU von Interesse sein könnte. Es ist für alle Fachrichtungen anwendbar.

Herangehensweise / Lösungsansatz

Das hier vorgestellte Konzept sieht eine standardisierte Gruppen-Intervention mit studentischen Peer-Coaches vor. Wichtig für den Erfolg des Programms sind eine methodische Vorgehensweise, eine zeitliche Begrenzung, die Fokussierung auf Themen, die den Studierenden wirklich wichtig sind, und eine solide Ausbildung der Peer-Coaches.
Es steht die zentrale Idee der Hilfe zur Selbsthilfe im Vordergrund: die Studierenden sollen darin unterstützt werden, Lösungsmöglichkeiten für Probleme eigenständig zu finden und umzusetzen. Weitere theoretische Grundannahmen für das Coaching finden Sie im Originalartikel.

Vorgehen:

In einem ersten Schritt wurden an der Universität der Bundeswehr die thematischen Bedürfnisse der Studierenden eruiert. Dort wurde dies auf der Grundlage einer Online-Befragung aller StudienanfängerInnen realisiert. Denkbar ist jedoch auch, diese Informationen durch eine Fragebogen-Erhebung etwa in Einführungsveranstaltungen oder durch Workshops mit FachschaftsvertreterInnen zu erschließen. An der Bundeswehr-Universität ergaben sich – mit herausragenden Nennungen – drei Themenfelder: 1. Lernen und Prüfungsvorbereitung, 2. Zeitmanagement und 3. Stressbewältigung.
Um StudienanfängerInnen mit entsprechenden Strategien der Selbstmanagementkompetenz vertraut zu machen, sieht das Konzept der Bundeswehr-Universität als zentrale Idee den Einsatz von Laien-Coaches vor: Studierende betreuen StudienanfängerInnen.
Bei der Auswahl der Laien-Coaches kommt es darauf an, dass diese u. a. zumindest ein basales Verständnis für Coaching und Interesse an diesem Ansatz mitbringen. Fehlende fachliche Grundlagen können angeleitet oder im Selbststudium angeeignet werden.
Dann steht die formale, inhaltliche und methodische Entwicklung des Coaching-Programms an.
Beim Konzept der Bundeswehruniversität wurde für die drei genannten Themenbereiche je ein Modul entwickelt. An jedem Modul nehmen zwölf Studierende teil, die von zwei Coaches begleitet werden. Jedes Modul umfasst dabei vier Sitzungen zu jeweils 2 Stunden.
Die Dramaturgie der jeweiligen Module ist dabei in etwa vergleichbar: in einer ersten Sitzung geht es um die Sensibilisierung für die eigenen Ziele und um eine kurze Einführung in die Thematik (über Selbstreflexion, kollegiale Beratung und Gruppenarbeit); in einer zweiten Sitzung werden Selbst-Beobachtungen der Teilnehmenden diskutiert und ein gewünschter Soll-Zustand erarbeitet; geeignete Wege dazu werden in der Gruppe diskutiert und auf die Anwendbarkeit im Einzelfall geprüft. In einer dritten Sitzung geht es um die Diskussion darüber, ob die Lösungswege zielführend waren; gegebenenfalls kommt es zu Modifikationen. In einer abschließenden vierten Sitzung kommt es zu einer Synopse aller Lösungsmöglichkeiten. Eine ausführliche Beschreibung finden Sie in der Originalliteratur.
Der skizzierte Ablauf hat sich an der Universität der Bundeswehr bewährt, ist jedoch sicher auch thematisch und methodisch variabel auszugestalten. Insofern wäre Laien-Coaching von Studierenden in der Studieneingangsphase stets mit Evaluationen zu verbinden, die sowohl den Inhalt als auch den Ablauf auf den Prüfstand stellen.

Aufwand

Der Aufwand ist nicht zu unterschätzen: Insbesondere die methodische Entwicklung des Konzepts sowie die Auswahl, Schulung und Betreuung der Coaches sollten ernst genommen und idealerweise Fachleuten anvertraut werden. Aber wenn das Konzept erst steht, kann es bedenkenlos und fächerübergreifend an der gesamten Hochschule angeboten werden.
Auf lange Sicht wird sich die Entwicklung eines fundierten Coachings von und für Studierende sicher lohnen. Die Evaluation an der Universität der Bundeswehr München bestätigt dies (s. u.).

Art der Evaluation, Erfolgsfaktoren und Resultate

Im ersten Evaluationszeitraum von 2007–2009 haben an der Universität der Bundeswehr München mehr als 200 Studierende am Coaching teilgenommen; im gesamten Evaluationszeitraum zwischen 2007 und 2011 haben 370 Studierende vom Coaching profitiert.
Die Wirksamkeit wurde als Prä-Post-Messung erhoben; darüber hinaus wurden Daten einer Kontrollstichprobe – Studierende, die nicht am Coaching teilnahmen – verglichen. Zum Einsatz kamen standardisierte psychologische Fragebögen zur Selbsteinschätzung eigener Fähigkeiten und die Ergebnisse von Interviews mit den Coaches.
Es ergab sich ein signifikanter Anstieg in den Selbstmanagementkompetenzen der Studierenden. 93% der Beteiligten empfahlen das Coaching weiter. Ein immenser Lernzuwachs bei den Coaches bzgl. methodischer, sozialer und personaler Kompetenzen war ein angenehmes Nebenprodukt.

Empfehlungen

Das Coaching bildet sicher ein sinnvolles Konzept zur Förderung gerade der überfachlichen Kompetenzen der Studierenden, die oft in den Curricula vernachlässigt werden und durch die starke Verschulung gerade der Bachelor-Studiengänge eine besondere Herausforderung darstellen.
Wenn Sie erwägen, ein ähnliches Coaching-Konzept für die Studieneingangsphase zu etablieren, dann empfehlen wir die Originalquelle.

Weiterführende Literatur

Ebner, K. (2013). Standardisiertes Coaching für Nachwuchswissenschaftler und Studierende: Konzeptions- und Implementierungshinweise im Peer-Coaching. In R. Wegener, A. Fritz, & M. Loebbert (Hrsg.), Coaching-Praxisfelder. Forschung und Praxis im Dialog (191-). Springer VS: Wiesbaden. Online-Plus (ISBN 978-3-658-01818-4).

Verallgemeinerbarkeit

Fächerübergreifendes Konzept