Lehrgespräche gut führen – in Seminar und Hörsaal

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Das Lehrgespräch ein Multitalent unter den Lehrmethoden

Das Lehrgespräch ist in gewisser Weise eine ‚Königsmethode‘ um auf schnelle und einfache Weise in Interaktion mit Studierenden zu treten und diese zu aktivieren, etwas zum gemeinsamen Lernprozess beizutragen. Im Lehrgespräch treten die Lehrenden mit den Studierenden in einen Dialog. Es wird gemeinsam diskutierend oder einfach sammelnd an einer Problemlösung für eine Fragestellung gearbeitet. Lehrende erfahren hierbei etwas über die Denkwege der Studierenden, wobei für den Fortschritt der Lehrveranstaltung die kreativen Ideen von Studierenden genauso wichtig sind, wie Denkfehler, die durch den offenen Diskurs zutage treten und den Lehrenden anzeigen, wo weitere Erklärungen und Vertiefungen notwendig sind.
Der Einsatz des Lehrgesprächs muss in der Hochschuldidaktik von den speziellen Rahmenbedingungen der Hochschule her gedacht werden. Je nach Rahmenbedingung (räumliche Bedingungen und Gruppengröße) muss das Gespräch stärker gelenkt werden oder kann in sehr offener Form, z. B. als Diskussion, durchgeführt werden, in der die Lehrenden ihre Steuerung zurückfahren oder sogar abgeben und als gleichberechtigtes Mitglied in der Diskussion agieren. Entsprechend ist es notwendig, diese Rahmenbedingungen genauer zu betrachten. In welchen Settings kann die Methode des Lehrgesprächs gut genutzt werden?

  • Klassisch ist der Einsatz im Seminar, das ein Gespräch in einer relativ kleinen Gruppe (also bis zu 30 – 40 Personen) ermöglicht. Das Seminar lebt davon, dass gemeinsam über Fragestellungen diskutiert wird. Grundlage für die Diskussion kann hierbei eine gemeinsame Textarbeit, ein Impulsreferat oder einfach ein Problem, eine These, ein Statement sein, das durch die/den Lehrenden aufgeworfen wird. Dieses Setting ist insbesondere in geistes- und sozialwissenschaftlichen Studiengängen häufig anzutreffen.
  • Das Setting, das von den Rahmenbedingungen her den Gegenpol markiert, ist die Einbindung von Gesprächen im Rahmen von Vorlesungen und großen Übungen (also Gruppengrößen ab 80/100 Teilnehmern). Diese Formen kommen in allen Studiengängen zum Einsatz, die große Studierendenzahlen zu versorgen haben. Wenn in Vorlesungen Gespräche zwischen Lehrenden und Studierenden eingebunden werden, um die Veranstaltung interaktiver zu gestalten, dann bedarf es anderer Techniken und einer stärkeren Lenkung und Steuerung, um zu gewährleisten, dass alle Anwesenden akustisch und inhaltlich am Gespräch teilnehmen können.
  • In Settings, in denen selbstorganisiertes Lernen der Studierenden im Rahmen von Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit im Vordergrund steht, wie z. B. bei Projektseminaren, hat das Lehrgespräch eine flankierende Funktion. Es kann zum gemeinsamen Einstieg in das Projekt und für die Zusammenführung von Zwischenergebnissen in der Gesamtgruppe genutzt werden.

Entsprechend zeigt sich, dass das Lehrgespräch eine sehr flexible Methode ist, die in vielfältiger Weise im Rahmen der Hochschuldidaktik eingesetzt werden kann. Ihr Erfolg hängt aber davon ab, wie sie konkret ausgestaltet ist und diese Ausgestaltung kann nicht ohne die Berücksichtigung der jeweiligen Rahmenbedingungen geplant werden. Im Folgenden werden verschiedene Techniken und Möglichkeiten vorgestellt, die eine gute Ausrichtung der Methode in den beiden Settings „Seminar“ und „Vorlesung/große Übung“ ermöglichen. Die beiden Szenarien werden ausgewählt, weil sie einen hohen Anteil der Hochschullehre abdecken.
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