Überprüfung des Kompetenzerwerbs im Studium – Der Fragebogen BEvaKomp

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Kurzinfos_ZiLL_10-2014-BEvaKomp

Edith Braun, Burkhard Gusy, Bernhard Leidner & Bettina Hannover

Aus der Reihe

Schriften zur Hochschuldidaktik. Beiträge und Empfehlungen des Fortbildungszentrums Hochschullehre der Friedrich-­Alexander Universität Erlangen-­Nürnberg.

Quelle

Braun, E., Gusy, B., Leidner, B., & Hannover, B. (2008). Das Berliner Evaluationsinstrument für selbsteingeschätzte, studentische Kompetenzen (BEvaKomp).
Diagnostica, 54(1), 30-42.

Problembeschreibung / Zieldefinition

Im Zuge des Bologna-Prozesses wurden als Kriterium für den Erfolg im Studium Kompetenzen festgelegt, die die Studierenden im Studium erwerben sollen. Das Ziel einer Lehrveranstaltung besteht demnach nicht nur darin, Information zu präsentieren, sondern auch darin, die Studierenden beim Kompetenzerwerb zu unterstützen.
Um bei der Lehrveranstaltungsevaluation zu überprüfen, ob dieses Ziel erreicht wurde, ist es notwendig über ein geeignetes Instrument zu verfügen, mit dem diese Kompetenzen erfasst werden können. Denn herkömmliche Evaluationsfragebögen fokussieren in der Regel auf die Gestaltung der Lehrveranstaltung als Prozess und nicht auf deren Ergebnisse.
Das daraus resultierende Ziel ist also, ein Instrument zu entwickeln, mit dem Hinweise auf den Erwerb von Kompetenzen durch den Besuch einzelner Lehrveranstaltungen erhalten werden.

Herangehensweise / Lösungsansatz

Um die Kompetenzen Studierender als Maß für den Erfolg besuchter Lehrveranstaltungen zu erfassen, werden bei dem vorliegenden Instrument Selbsteinschätzungen Studierender herangezogen. Selbsteinschätzungen haben den Vorteil, dass sie ökonomisch erhoben werden können. Zudem können selbsteingeschätzte Kompetenzen über verschiedene Fächer hinweg und unabhängig vom Format der Lehrveranstaltung abgefragt werden. Um den Beitrag einzelner Lehrveranstaltungen zum Kompetenzerwerb Studierender zu erfassen, sollen die Studierenden den Kompetenzzuwachs einschätzen.
Wichtige Lernergebnisse von Lehrveranstaltungen sind Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Personalkompetenz.
Um die oben genannten Kompetenzen Studierender abzufragen, wurde das Instrument BEvaKomp mit den Skalen Fach-, Methoden-, Sozial-, sowie Personalkompetenz entwickelt. Dabei wurde die Methodenkompetenz weiter in Methodenkompetenz und Präsentationskompetenz und die Sozialkompetenz in Kommunikations- und Kooperationskompetenz unterteilt. Um sicherzustellen, dass die Studierenden die Fragen des Instruments beantworten können, wurden Filterfragen für die Präsentations-, die Kommunikations- und die Kooperationskompetenz eingebaut, da diese nur beantwortet werden können, wenn die Studierenden ein Referat gehalten haben, sich mit Wortbeiträgen beteiligt haben oder wenn sie mit anderen Studierenden zusammengearbeitet haben.

Die Studierenden sollen beim Ausfüllen des Instrument BEvaKomp von ihren persönlichen Lernerfahrungen berichten. Dazu wird gefragt, was die Studierenden zum Zeitpunkt der Befragung können. Sind die Studierenden in der Lage den Gegenstandsbereich der Lehrveranstaltung wiederzugeben, so haben sie diesen verstanden und das Ziel der Lehrveranstaltung wurde erreicht.

Aufwand

Der Fragebogen wird in der Lehrveranstaltung ausgefüllt. Das dazu nötige Zeitvolumen richtet sich nach den zu beantwortenden Teilkompetenzen. Dies liegt daran, dass nur die Kompetenzen abgefragt werden, die auch in der vorangehenden Lehrveranstaltung tatsächlich erweitert werden konnten (vgl. Filterfragen).
Durchschnittlich dauert die Beantwortung des Fragebogens etwa zwischen fünf und zehn Minuten.

Art der Evaluation, Erfolgsfaktoren und Resultate

Das Instrument BEvaKomp wurde in 361 Lehrveranstaltungen aus 28 Studiengängen auf seine Qualität hin überprüft. Insgesamt konnten 2507 Fragebögen ausgewertet werden. Es zeigte sich, dass das Instrument reliabel und valide ist und sich damit für die Messung selbsteingeschätzter Kompetenzen von Studierenden gut eignet.
Bei der Auswertung zeigten sich Unterschiede zwischen verschiedenen Lehrveranstaltungen – dies war aufgrund der Verschiedenheit der Lehrveranstaltungen jedoch auch zu erwarten. Außerdem zeigte sich, dass die Zufriedenheit in der Lehrveranstaltung nur moderat mit dem Kompetenzerwerb zusammenhängt – Studierende unterscheiden also durchaus zwischen diesen beiden Variablen, auch wenn sie global betrachtet nicht unabhängig voneinander sind.

Empfehlungen

Das Berliner Evaluationsinstrument für selbsteingeschätzte studentische Kompetenzen ist geeignet, die Erfahrungen der Studierenden und eine Einschätzung deren Lern-/Kompetenzzuwächse zu messen. Wir empfehlen, herkömmliche Evaluationsverfahren, die auf die Prozessqualität von Lehrveranstaltungen fokussieren mit dem BEvaKomp zu ergänzen, um zusätzlich den selbsteingeschätzten Kompetenzerwerb der Studierenden zu erfassen. Basierend auf den Rückmeldungen der Studierenden kann die jeweilige Lehrveranstaltung ggf. optimiert werden, falls die Studierenden nicht im Hinblick auf alle Facetten der Kompetenz profitieren konnten.

Verallgemeinerbarkeit

Dieses Verfahren ist studienfachübergreifend auf alle Lehrveranstaltungen anwendbar.