Besuch am „Center for Promotion of Teaching and Learning“ in Haifa

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Der Campus des Israel Institute of Technology

Im Rahmen des Programms ERASMUS+ Staff Mobility for Training waren Dr. Michael Cursio, Dr. Uwe Fahr und Ramona Zacherl  in der Zeit vom 18. bis 22.06.2018 an der hochschuldidaktischen Einrichtung des Technions in Haifa, Israel.
Beim Technion handelt es sich um die einzige Technische Universität in ganz Israel, die in Bezug auf die Fächerbreite eine deutlich homogenere Struktur aufweist als es bei der FAU der Fall ist. Insgesamt verteilen sich rund 15.000 Studierende auf 19 Fakultäten der Campusuniversität. Die starke Technikorientierung spiegelt sich auch in der Zusammensetzung des hochschuleigenen Didaktikzentrums wider. Das sogenannte Center for Promotion of Teaching and Learning (CPT) besteht aus insgesamt acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die vorwiegend einen technisch-naturwissenschaftlichen Fachhintergrund besitzen und an ihrem Zentrum technologischen und pädagogischen-didaktischen Support für die Lehrenden vereinen. Diese Unterstützung wird in den unterschiedlichsten Formaten angeboten. Das CPT bietet beispielsweise hochschuldidaktische Workshops, Beratungen (unter anderem bezüglich der Überarbeitung von Prüfungsaufgaben oder Feedbackgespräche zu Lehrveranstaltungsentwürfen) und Hospitationen an, dient aber zugleich als erster Ansprechpartner für Vorlesungsaufzeichnungen, die Erstellung von MOOCs oder den Umgang mit dem dort verwendeten Learning-Management-System Moodle. Das CPT bündelt somit die unterschiedlichsten Aufgabengebiete, die bei uns auf zahlreiche Institute und Einrichtungen verteilt sind, an einer einzigen zentralen Stelle. Sehr beeindruckend, wie es diesem relativ kleinen Team gelingt, diesen vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden!
Von unserem Besuch am Technion haben wir uns vor allem erhofft, Einblicke in die Lehr-Lern-Kultur einer israelischen Universität zu erhalten und diese mit der an deutschen Universitäten vergleichen zu können. Darüber hinaus waren wir daran interessiert, wie das CPT in die Struktur des Technions eingebettet ist und ob Kooperationen mit anderen (zentralen) Instituten bestehen bzw. wie diese gestaltet sind. Auch die didaktischen Konzeptionen und Überzeugungen, die der Arbeit des CPT zugrunde liegen, waren für uns bereits im Vorfeld von höchster Relevanz. Des Weiteren interessierten wir uns für den generellen Stellenwert von Lehre in der israelischen Hochschullandschaft und die thematischen Schwerpunktsetzungen am CPT.
Das mehrtägige Meeting zwischen den drei MitarbeiterInnen des FBZHL und dem Team des CPT setzte sich aus mehreren Elementen zusammen und überstieg dabei bei Weitem unsere Erwartungen. Unsere israelischen Kolleginnen und Kollegen zeichneten sich durch Offenheit, Neugier an unserer Arbeit und herausragende Gastfreundschaft aus. Nahezu alle Teammitglieder räumten sich an unseren Besuchstagen mehrere Stunden frei, um sich an dem Erfahrungsaustausch mit uns und den gemeinsamen Mittagessen zu beteiligen. Neben diesem beruflichen Austausch erhielten wir zusätzlich zahlreiche Anregungen und Tipps zur Freizeitgestaltung und kulturellen Sehenswürdigkeiten.

Mit den Kolleg*innen aus Haifa

Neben den klassischen Präsentationen zum eigenen Aufgabengebiet und Profil – sowohl von Seiten des FBZHL als auch von Seiten des CPT – nahmen wir an Besichtigungen der Räumlichkeiten des CPT und des Campus teil und erhielten zusätzlich die Möglichkeit mit einer Teilnehmerin des CPT-Seminarprogramms ins Gespräch zu kommen. Begleitet von zwei CPT-Mitarbeiterinnen statteten wir außerdem dem Visitors Center des Technion einen Besuch ab. Im Zuge des dort gehaltenen Vortrags erhielten wir umfassende Informationen zur Entwicklung der Universität, zu ihrem Standort, den geltenden Rahmenbedingungen, den einzelnen Fakultäten sowie den zahlreichen Angeboten für die Studierenden. Ergänzt wurde dieser Vortrag durch spannende Einblicke in herausragende Forschungsleistungen, Informationen zu Preisträgern und einem Kurzfilm zur Entstehungsgeschichte des Technion. Besonders hervorzuheben ist in diesem Kontext auch die überdurchschnittliche Fremdsprachenkompetenz der israelischen Bevölkerung, die es uns erfreulicherweise ermöglichte, mit den unterschiedlichsten Akteuren zu kommunizieren.
Das CPT befindet sich im sog. Ullmann Teaching Center. Dieses Gebäude ist – nicht nur aufgrund seiner Lage in der Campusmitte – quasi das Herzstück der Universität, den dort finden alle Grundlagenkurse der Studierenden statt. Das Team des CPT ist somit direkt am Ort des Geschehens und hat so die Möglichkeit unmittelbar mit Lehrenden in Kontakt zu treten oder auch deren Lehrveranstaltungen zu besuchen. Eindeutige Vorteile gegenüber der auf drei Städte und etliche Standorte verteilten FAU.
Besonders beeindruckt waren wir aber vom Ansehen der Lehre in Israel und auch den damit einhergehenden Bemühungen seitens des Technions, die Qualität der Lehre zu steigern und zu sichern. Unzählige Lehrpreise in den verschiedensten Kategorien, gut sichtbar platzierte Poster mit den strahlenden Gesichtern dieser ausgezeichneten Lehrenden sowie ein obligatorisch zu durchlaufendes hochschuldidaktisches Programm für sämtliche LehranfängerInnen der Universität untermauern diesen Eindruck.
Trotz zahlreicher struktureller Unterschiede haben wir auch viele Gemeinsamkeiten finden können, die uns teilweise verblüfft haben. Obwohl Israel nicht am Bologna-Prozess partizipiert hatte, teilen die Israelis überraschend viele Ansichten mit den Mitgliedsstaaten. Auch dort bemüht man sich den Fokus der Lehre auf die Lernenden anstatt den Lehrenden zu verschieben (lernerzentriert) und Lehrveranstaltungen nicht nur in Form von Frontalunterricht, sondern ebenso aktivierend und interaktiv stattfinden zu lassen. Auch die beständige Suche nach Lehr-Lern-Innovationen und die Einbindung digitaler Medien in Form von E-Learning oder Flipped-Classroom-Formaten erinnerte uns stark an die Zielsetzung und Einstellung der uns bekannten Hochschullandschaft.
Für beide Seiten stand relativ schnell fest, dass wir gerne weiterhin miteinander in Kontakt bleiben würden, sodass wir bereits am letzten Tag unseres Aufenthalts über gemeinsame Kooperationen nachdachten und diskutieren. Wir würden uns auf jeden Fall sehr darüber freuen, unsere israelischen Kolleginnen und Kollegen bald in Fürth begrüßen zu dürfen.
Unser persönliches Fazit: Der Aufenthalt in Israel und insbesondere am Technion hat uns allen geholfen, unseren persönlichen Horizont zu erweitern und interessante Einblicke in das Tagesgeschäft einer hochschuldidaktischen Einrichtung außerhalb des Gebiets der Europäischen Union kennenzulernen. Es ist spannend zu sehen, wie andere Institutionen mit einem ähnlichen Themenfeld ihre Aufgaben organisieren und wie unterschiedlich die Einbettung der Hochschuldidaktik in die Gesamtstruktur der Universität aussehen kann. Natürlich profitierten wir auch von der Gelegenheit, die eigenen Fremdsprachkenntnisse trainieren zu können und zugleich für die kulturellen Besonderheiten des Landes sensibilisiert zu werden. Last but not least konnten wir quasi nebenbei auch noch unser Netzwerk erweitern und verschiedenste Kontakte mit durchwegs netten und herzlichen Menschen knüpfen, mit denen uns so viel mehr verbindet als nur die Leidenschaft für Hochschullehre.