Günter Daniel Rey: E-Learning: Theorien, Gestaltungsempfehlungen und Forschung.

Rezensent: Dirk Jahn, FBZHL
Originalliteratur:
Günter Daniel Rey: E-Learning: Theorien, Gestaltungsempfehlungen und Forschung, Bern (Verlag Hans Huber) 2009, ISBN 978–3–456–84743–6, 240 Seiten, 29,95 Euro.
Quelle der Rezension:
Wilbers, Karl (Hrsg.): Handbuch E-Learning. 32. Erg.-Lfg. April 2010 www.personalwirtschaft.de/elearning


Wie sollten E-Learning-Materialien wie beispielsweise Web-Based-Trainings gestaltet werden? Sollten nun dekorative Bilder eingefügt werden oder doch nicht? Und wie steht es mit der Nutzung von Hyperlinks? Wie kann man die Wirksamkeit der gestalteten Materialien wissenschaftlich überprüfen?
Das Lehrbuch von Günter Rey, E-Learning-Experte und Dozent an der Universität Würzburg, gibt Aufschluss über die eingangs aufgeworfenen Fragen. Das Buch richtet sich an Leser, die sich für die Grundlagen des computerunterstützten Lernens und Lehrens interessieren, wie z. B. Studierende, Dozenten oder Forscher, die sich mit der Gestaltung von E-Learning-Medien beschäftigen und deren Wirkweisen auf Lernprozesse untersuchen möchten.
Im ersten Kapitel »Theorien« werden fundamentale Lerntheorien knapp skizziert und damit verbundene Modelle des Lernens, wie etwa die Cognitive Load Theory oder Spiros kognitive Flexibilitätstheorie, ausführlich und kritisch besprochen.
Das zweite Kapitel ist den Gestaltungsempfehlungen gewidmet, welche anhand von Theorien und aus einer Vielzahl empirischer Untersuchungen herausgearbeitet und im Lichte der Lerntheorien diskutiert werden. Dabei betreffen
die hier behandelten Gestaltungsrezepte Formen des individuellen computerunterstützten Lernens, wie z. B. Ausgestaltung von Texten, Einsatz von Bildern, Integration von Hyperlinks in digitale Lehrmaterialien oder
auch die Gestaltung von Computersimulationen. Der Autor zeigt hier anschaulich, wie schwer es ist, generelle Faustregeln zur Gestaltung von digitalen Medien aufzustellen, da diese in ihrer Ausprägung durch etliche Faktoren
auf der Ebene des Lernenden, wie beispielsweise sein Vorwissen, die Lerngewohnheiten oder das räumliche Vorstellungsvermögen, bedingt werden. Ein bestimmtes Gestaltungsprinzip kann für einen Lernenden im Hinblick auf effektives
und effizientes Lernen dienlich, für einen anderen aber vielleicht bereits hinderlich sein.
Im Kapitel »Forschung« werden die Planung, Durchführung, Auswertung und das Reporting bei quantitativen empirischen Untersuchungen im Bereich E-Learning behandelt. Hier erhält der Leser interessante Tipps zur Literaturrecherche
im Netz, zur Bestimmung von Stichproben, zu Hilfsmitteln bei der Datenerhebung wie Online-Fragebögen oder Eye-Tracker. Auch grundlegende Methoden und Vorgehensweisen bei der Datenauswertung und -visualisierung sowie beim Schreiben eines Forschungsberichtes werden erläutert. Da das Kapitel inhaltlich sehr umfassend ist, werden die einzelnen Aspekte wie beispielsweise Regressionsanalysen jedoch sehr kurz und knapp dargestellt. Qualitative Forschungsdesigns werden leider nur am Rande behandelt. Für Leser ohne entsprechende Grundkenntnisse in Statistik und Wissenschaftstheorie könnte das Buch an manchen Stellen in diesem Kapitel schwer verständlich sein.
Abschließend ist anzumerken, dass dieses Lehrbuch inhaltlich das Spektrum des »traditionellen« E-Learnings abdeckt. Formen des kooperativen E-Learnings sind nicht Gegenstand zentraler Betrachtungen, wenngleich der Autor im letzten Kapitel »Ausblick« kooperatives, computerunterstütztes Lernen kurz aufgreift.
Fazit: Ein profundes, wissenschaftliches und anspruchsvolles Buch für Leser mit Grundkenntnissen im Bereich E-Learning und wissenschaftliches Arbeiten, das an wenigen Stellen inhaltlich zu kurz greift. Damit Interessenten sich
selbst ein Bild von den Inhalten des Buches machen können, hat der Autor übrigens eine informative Webseite (http://www.elearning-psychologie.de) eingerichtet.