Anne M. Schüller & Alex T. Steffen: Fit für die Next Economy: Zukunftsfähig mit den Digital Natives.

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Rezensentin:
Ramona Zacherl, FBZHL
Originalliteratur:
Anne M. Schüller & Alex T. Steffen: Fit für die Next Economy: Zukunftsfähig mit den Digital Natives. Weinheim, Wiley-VCH Verlag 2017, ISBN 978-3527509119, 271 Seiten, EUR 19,99.
Quelle der Rezension:
Wilbers, Karl (Hrsg.): Handbuch E-Learning. 72. Erg.-Lfg. Dezember 2017 www.personalwirtschaft.de/elearning


ADCD – erinnert im ersten Moment zwar ein wenig an die Erfolgsformel für hochkarätigen Hard Rock, ist jedoch ein Akronym für das erfolgreiche Bestehen in der Next Economy: Agiler werden, digitaler denken, collaborativer[1] handeln, Disruptives wagen. Dies kann, so die Überzeugung der Verfasser, nur durch die Zusammenarbeit mit den sogenannten Millennials gelingen. Diese „bestausgebildete und zugleich kreativste Generation“ aller Zeiten folgt jedoch ihren ganz eigenen Spielregeln und lässt sich nicht einfach in die bestehenden, klassischen Organisationsstrukturen pressen.
 
Das Autorenduo geht mit gutem Beispiel voran und zeigt wie es geht: Die Umtriebigkeit des jungen Wilden gepaart mit dem Erfahrungswissen der kompetenten Alteingesessenen. Eine Symbiose, die die Stärken der jeweiligen Generation zusammenführt und laut den Schreibern, den einzigen Weg darstellt, um der Marktkonkurrenz stets einen Schritt voraus zu sein. Denn immer häufiger werden Produkte nicht nur mithilfe von Innovationen verbessert, sondern quasi über Nacht völlig neue Märkte entwickelt (z.B. Uber, Airbnb) und monopolisiert. Ausharren und sich auf seinen bisherigen Erfolgen ausruhen, scheidet somit als langfristige Überlebensstrategie aus. Der Unternehmensberater Alex T. Steffen ist Stellvertreter der Millennials. Einer Generation mit völlig neuartigen Ansichten und Vorstellungen. Die keinen Wert auf Statussymbole legt. Die den Zugang zu Gütern und Wissen weit mehr schätzt als deren Besitz. Und für die Kundenwünsche oberste Priorität besitzen. In den ersten drei Kapiteln beschreibt er aus einer Binnenperspektive heraus die Werte und Normen „seiner“ Generation. Dabei beruft er sich meist auf eigene Erfahrungen und Beispiele aus seinem Freundes-/Bekanntenkreis. Anne M. Schüller ist u. a. Business-Coach, Bestsellerautorin und Managementdenkerin und verkörpert die Old Economy. Sie legt in Kapitel 4 und 5  federführend jene Lösungsansätze und Methoden dar, die Unternehmen dabei behilflich sein sollen, den digitalen Wandel erfolgreich zu meistern – sowohl auf kurz- als auch auf langfristige Sicht (Quick Wins und Big Wins). Dazu zählt beispielsweise die Gestaltung von firmeninternen Workshops zur Beseitigung übermäßiger Bürokratie und sinnloser Regelwerke sowie Anleitungen zur Selbstdisruption („Disrupt yourself before you get disrupted!“).
 
Das im Stile eines Leitfadens geschriebene Buch soll vorrangig die ergraute Führungsriege deutscher Unternehmen ansprechen. Deren Widerstand gegen die dringend notwendige Neugestaltung der Unternehmenskultur, -struktur und -führung resultiere gemäß Schüller und Steffen häufig aus der Kombination von Machtansprüchen, Egozentrik und mangelnder Innovationsfähigkeit. Die jungen Talente seien meist sowieso schon Teil der Belegschaft. Es wäre höchste Zeit, deren Ressourcen in Form von Mut, digitaler Kompetenz und unkonventionellem Denken endlich zum Vorteil des Unternehmens zu nutzen, um wettbewerbsfähig bleiben zu können und hohe Fluktuationsraten zu verhindern.
 
Insgesamt beschreibt das Buch auf anschauliche und überzeugende Weise wichtige Strategien zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit etablierter Unternehmen gegenüber flexiblen, digitalen Start-Ups. Die gewählten Good-Practice-Beispiele (Facebook, Google…) hinterlassen jedoch den Eindruck, dass das Buch einerseits zu sehr auf die hippe Kreativ- und Digitalwirtschaft zugeschnitten wurde und andererseits primär Großkonzerne im Visier hat, die über entsprechende Mittel verfügen, um die teils sehr aufwendigen Maßnahmenpakete überhaupt umsetzen zu können.
 
[1] Aufgrund der historisch bedingten negativen Konnotation des deutschen Begriffs „Kollaboration“, wurde von den Autoren bewusst die englische Schreibweise gewählt.