Nicole C. Krämer, Nicole Sträfling, Nils Malzahn, Tina Ganster & Ulrich H. Hoppe: Lernen im Web 2.0. Erfahrungen aus Berufsbildung und Studium.

Rezensentin: Alessandra Kenner, FBZHL
Originalliteratur:
Krämer, Nicole C.; Sträfling, Nicole; Malzahn, Nils; Ganster, Tina; Hoppe, Ulrich H.: Lernen im Web 2.0. Erfahrungen aus Berufsbildung und Studium. W. Bertelsmann Verlag 2014, ISBN 376391160X , 259 Seiten, EUR 29,90.
Quelle der Rezension:
Wilbers, Karl (Hrsg.): Handbuch E-Learning. 61. Erg.-Lfg. Januar 2016 www.personalwirtschaft.de/elearning


Web 2.0 steht für den Wandel, quasi eine neue Version des Internets. Wurden in den frühen 2000ern noch Inhalte von den Nutzern konsumiert, sind es seit einigen Jahren die User selbst, die Webseiten und Soziale Netzwerke mit Inhalten füllen, kommentieren oder bewerten und so miteinander in den Austausch kommen. Auch für berufliche Ausbildung und Studium bringt das Web 2.0 neue didaktische Möglichkeiten mit.
Im Zuge des BMBF-Programms „Digitale Medien und Bildung“ haben Nicole Krämer, Professorin für Sozialpsychologie mit Schwerpunkt Medien und Kommunikation der Universität Duisburg-Essen, H. Ulrich Hoppe, Professor für kooperative und lernunterstützende Systeme der Universität Duisburg-Essen, sowie die wissenschaftlichen Mitarbeitenden Nicole Sträflich, Nils Malzahn und Tina Ganster den Sammelband „Lernen im Web 2.0. Erfahrungen aus Berufsbildung und Studium“ im Rahmen der „Berichte zur beruflichen Bildung“ des Bundesinstituts für Berufsbildung Bonn (BiBB) herausgegeben. Das Buch soll Einblicke in die Nutzung des Web 2.0 in der Hochschullehre, die – so die Herausgebenden – in Punkto Digitalisierung eine Vorreiterrolle einnehmen, und im Kontext der beruflichen Aus- und Weiterbildung geben, die bisher dem Thema wenig Beachtung geschenkt haben. Dabei sollen die Erfahrungen und Ergebnisse des Forschungsprojektes „Digitale Medien und Bildung“ dargelegt werden.
Der Sammelband gliedert sich wie folgt: Die Einleitung stellt knapp die Kennzeichen des Web 2.0 und den Aufbau der Kapitel vor. Weiter ist das Buch in drei Teile gegliedert. Der erste Abschnitt widmet sich der Integration formaler und informeller Lernprozesse. Anhand von drei exemplarischen Beiträgen wird aufgezeigt, wie das Web 2.0 eine Brückenfunktion zwischen Studium und der Nutzung von Facebook, zwischen Ausbildung und dem Führen eines Online-Berichtheftes oder bei der Einführung eines Blended Open Course Einfluss nimmt. Teil zwei thematisiert Web 2.0-basierte Werkzeuge und Methoden in der Berufsbildung in sechs Aufsätzen. Dabei wird die Onlineplattform draufhaber.tv vorgestellt; ein weiterer Beitrag zeigt Vorgehensmodelle zur Entwicklung von Web 2.0-Plattformen für die Aus- und Weiterbildung auf. Weiter finden sich zwei Aufsätze, die Werkzeuge und Methoden für Web 2.0 im Unterricht thematisieren, ein Beitrag zur Implementierung einer Community mit Good Practice Beispielen aus der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie ein Aufsatz, der sozial- und medienpsychologische Anreize in der webgestützten beruflichen Bildung aufzeigt. Teil drei widmet sich der Reflexion sowie dem theoretischen Hintergrund und diskutiert diverse Ansätze für das Lernen im Web 2.0. Dabei diskutiert ein Beitrag die Schwierigkeit der Implementierung von Web 2.0 in der beruflichen Bildung, ein weiterer Aufsatz berichtet über die „Motivation bei der Nutzung von Web 2.0 in der Bildung“.
Praktiker und Theoretiker aus der beruflichen Aus- und Weiterbildung sowie dem Hochschulkontext können in dem Sammelband Anregungen für die Digitalisierung von Unterricht erhalten. Als besonders spannend und in die Praxis übertragbar zeigt sich vor allem der Aufsatz zum Aufbau einer Lern-Community in der Evangelischen Kirche – der auf den ersten Blick gar nicht den Anschein macht, viele Anregungen für Ausbilder, Lehrende oder Hochschuldidaktiker zu geben. Allerdings finden sich viele Probleme und Herausforderungen von der Kaltstartphase bis hin zur Koexistenz mit externen sozialen Netzwerken, die sich bspw. auch auf E-Learning-Plattformen an Universitäten übertragen lassen. Sehr anschaulich und mit einfach übertragbaren Lösungsansätzen ist der Aufsatz von Till Schümmer und Christina Maschke besonders empfehlenswert.
Die Lesbarkeit der Texte und insbesondere die Aktualität der Daten variiert jedoch stark von Aufsatz zu Aufsatz – was gerade bei einem schnelllebigen Forschungsfeld wie dem Web 2.0 zwar durchaus nachvollziehbar ist (und darüber hinaus das Buch schon 2014 publiziert wurde), nichtsdestotrotz aber die Relevanz der Beiträge schmälert.
Fazit: Thematisch Interessierte finden sicher gute Anregungen für die Digitalisierung von Aus- und Hochschulbildung, aber Lesen ist kein Muss.